Sydney - Canberra

12. Februar

Nach Brunei ist mir die Lust auf Großstadt ein wenig vergangen, darum mache ich in Kuala Lumpur keinen Zwischenstop und fliege gleich nach Sydney weiter.

Im Backpacker, in dem ich schon vor meiner Abreise ein Bett für drei Nächte gebucht habe, ist weder für diese Nacht ein Platz frei, noch weiß jemand etwas von der Reservierung. Im Moment läuft es nicht rund.

Der junge Mann an der Rezeption verspricht, sich darum zu kümmern. Ich mache mich wieder auf Zimmersuche und werde ein paar Straßen weiter in einem anderen Backpacker fündig. Einzelzimmer für rund 50 € mit Toilette und Dusche auf dem Flur. Für das Geld hätte ich in Laos fast eine Woche komfortabler genächtigt. An die Preise hier in Australien muss ich mich wohl erst gewöhnen.

Am nächsten Tag ist die Buchung gefunden, ich ziehe um und mache mich auf, die Umgebung zu erkunden. Sydney Opera und botanischer Garten sind die ersten Anlaufpunkte und ich bin auch einen ganzen Tag fleißig am marschieren und hole mir prompt den ersten Sonnenbrand. Auch da muss ich mich umstellen, meine Sonnencreme habe ich in Thailand als unnötigen Ballast entsorgt.

Das Opernhaus ist wirklich ein faszinierendes Gebäude, das aus jeder Perspektive wieder neue Eindrücke bietet. Der Botanische Garten ist ein weitläufig angelegter Park am Ufer des Hafenbeckens und man kann dort wunderbar relaxen und sich ins Gras legen. Nur die Scharen von schwitzenden Joggern vermitteln einem immer das Gefühl, man sollte auch etwas Sportliches unternehmen.

Tags darauf besuche ich die "Rocks", das sind die ältesten Häuser Sydneys, die vor dem Abriss bewahrt wurden und jetzt eine Touristenattraktion sind. Hier gibt es auch einen gut besuchten "Löwenbräu"Ausschank vor dem zwei Herren in bayerischer Tracht alpenländische Melodien spielen. Doch auf mein "Sauber gspuit, Buam" reagieren sie nicht. Es sind wohl vekleidete Aussies.

Gleich in der Nähe steht ein weiterer, nicht zu übersehender Touristenmagnet. Von der stählernen Sydney Harbour Bridge, mit 503 Metern Spannweite eine der weltweit längsten Bogenbrücken, bietet sich ein traumhafter Blick auf Stadt und Oper.

 

16. Februar

Ich sitze abends in der Liverpoolstreet in einer Gaststätte vor meinen "Patatas bravas" ( schlicht Bratkartoffeln) und einem Bier und bin ziemlich geschafft. Ich habe in den letzten fünf Tagen zweimal mein Quartier gewechselt, vergeblich versucht eine kostenfreie Mietwagenrückführung nach Adelaide zu bekommen, einen Mietwagen gebucht und wieder storniert wegen der Rückführungskosten von 1500 AUD und dazwischen natürlich auch noch ein wenig die Stadt angeschaut. Jetzt fällt mein Blick durch die offenen Türen auf die Straße wo es zugeht wie in einem Ameisenhaufen, in der Kneipe lautes Stimmengewirr und emsiges Treiben an der Theke und zu all dem hängen noch drei Fernseher im Raum, auf denen drei verschiedene Programme laufen. Wenn ich ins Hostel zurückkomme, werde ich auch keine Ruhe finden, das Zehn-Bett-Zimmer ist Treffpunkt einer Gruppe deutscher Mädels, die sich hier zum "Meinungsaustausch" treffen bevor sie um zwölf noch ausgehen. Da wird mir schlagartig klar: Hilfe, holt mich hier raus! Ich will wieder in den Dschungel.

Am Sonntagmorgen um neun sitze ich dann im Bus Richtung Canberra. Das ist zwar nicht der Dschungel, aber sicher etwas ruhiger.

 

17. Februar

Canberra entpuppt sich als das krasse Gegenteil von Sydney. Breite Straßen mit wenig Verkehr, viel Platz für Fußgänger und Radfahrer, viele Bäume, Grünanlangen und Kunstwerke. Ich leihe mir zweimal ein Fahrrad um die Stadt zu durchstreifen und es ist richtig entspannend hier zu radeln. In Sydney wäre ich tausend Tode gestorben.

Sonntagabend wirkt die Innenstadt allerdings fast wie ausgestorben, nur vor einzelnen Kneipen ist etwas Leben. Angeblich verteilt sich das Nachtleben auf erschiedene "Hotspots".

Schon am Stadtplan kann man erkennen, dass die Stadt geplant entstanden ist. Auch viele Bauwerke zeigen deutlich den Anspruch, nicht nur zweckmäßig, sondern auch ansprechend zu sein. Auch die Umgebung der Stadt ist mit in dieses "Kunstwerk" mit einbezogen. Es gibt große Stauseen, gepflegte Rasenflächen und unzählige Rad- und Wanderwege. Entlang des Griffinsees, nach dem maßgeblichen Stadtplaner benannt, sitzen Menschen zum Picknick im Gras und bewundern die gewaltige Wasserfontäne.

Ich habe mich inzwischen nach der Weiterfahrt Richtung Adelaide erkundigt. Ein Bus geht mittags und kommt abends an, der andere startet nachts um elf und ist in der Früh in Adelaide.

Der eine oder andere wird sich fragen, warum ich unbedingt nach Adelaide will.

Vor acht Jahren, bei meiner Radtour durch Neuseeland, habe ich Sam kennengelernt, der kurz darauf bei uns in Altusried zu Gast war und ihn will ich dort besuchen.

Aber ich will ja nicht nur von Stadt zu Stadt hüpfen, sondern wenigstens ein klein wenig von dem riesigen Land sehen.