11. März
Zehn Tage verbringe ich in Adelaide. In einer Ausstellung wird gerade "William Turner" aus der Londoner Tate-Gallery gezeigt, der Strand lädt zum Schwimmen ein und an jeder Ecke lockt ein Cafe mit Cappuccino.
Adelaide ist flächenmäßig größer als Sydney, hat aber nur ein Drittel soviel Einwohner, doch das eigentliche Stadtzentrum ist recht überschaubar. In der"Festival City", wie sie auch gerne genannt wird, findet gerade das "Fringe Festival" statt. An 24 Tagen finden hunderte von frei zugänglichen oder sehr günstigen künstlerischen Veranstaltungen statt.
Das Zentrum ist umgeben von einer Vielzahl von Parks und Grünanlagen, viele altehrwürdige Gebäude, darunter auch eine Menge von Kirchen, stehen manchmal etwas verloren zwischen den modernen Gebäuden. Der Hauptcampus der Universität befindet sich im Zentrum der Stadt, gleich daneben Art Gallery, Bibliothek ebenso das Haus des Governors und das Parlamentsgebäude.
Langweilig sollte es hier niemandem werden, doch ich plane einen Ausflug auf die nahegelegene "Kangaroo Island".
Am 22. März hole ich ein gemietetes Fahrrad ab und bereite es mit einem Einkaufskorb aus Sams Garten und zwei Mop-Eimern seitlich am Gepäckträger für die Tour vor.
Die Anfahrt zum Fährhafen Port Jervis erfolgt mit einem Bus und um zehn Uhr bin ich in Penneshaw auf der Insel und starte Richtung American River
, einem kleinen Ort auf der anderen Seite der Bucht. Eine vermeintliche Abkürzung am Strand entlang erweist sich als Sackgasse, 10 km Sandstraße für die Katz. Auf der Insel sind nur die Hauptverbindungsstraßen geteert, der Rest ist Schotterstraße.
Die nächsten beiden Etappen bis Flinders Chase sind eher unangenehm. Der Gegenwind nimmt zu und Regenschauer ziehen im Wechsel mit Sonnenschein über den Himmel. Dazu kommt, dass auf manchen Streckenabschnitten ein totes Tier nach dem anderen auf oder an der Straße liegt und Verwesungsgeruch ein ständiger Begleiter ist. Vor allem Kängurus und Possums, aber auch Schlangen, Echsen und Vögel sind die Verkehrsopfer.
Flinders Chase ist der größte Nationalpark auf der Insel. 1970 weitgehend abgebrannt, hat sich die Natur inzwischen wieder regeneriert und die Tierwelt hat sich wieder angesiedelt. Hier bekomme ich dann auch die ersten lebenden Kängurus zu Gesicht. Auch Schnabeltiere (Platypus) gibt es hier, also mache ich mich am späten Nachmittag auf den Weg zu den fraglichen Wasserlöchern, denn zur Dämmerung soll am ehesten die Chance bestehen, sie zu Gesicht zu bekommen. Bei Einbruch der Dunkelheit sehe ich zwar Bewegung im Wasser, aber Genaueres ist nicht zu erkennen. Dafür kann ich auf dem Weg zurück durch Gruppen von weidenden Kängurus spazieren, die im Schein der Stirnlampe erstarrt sitzenbleiben.
Auf dem Campingplatz zurück stelle ich fest, dass mein letzter Apfel aus einem der Putzeimer verschwunden ist. Ich entdecke ihn, zur Hälfte abgeknabbert ein paar Meter neben dem Fahrrad. Den Bissspuren nach tippe ich auf ein Possum. Als ich eine Viertelstunde später vom Duschen komme ist der Rest auch verschwunden. Die Tiere lernen offensichtlich schnell, wo sie gut und günstig "einkaufen" können. Da habe ich es etwas schwerer. In Parndana, am Ende meiner zweiten Etappe, war die letzte Einkaufs- und Einkehrmöglichkeit und bis auf einen Rest Müsli sind meine mitgebrachten Vorräte fast aufgebraucht.
Ab Flinders Chase geht die Fahrt in die entgegengesetzte Richtung, doch der erhoffte Rückenwind bleibt leider aus, aber dafür ist der Himmel blau. Mitten im Nirgendwo steht eine kleine Tankstelle mit Laden und Imbiss. Das Angebot ist nicht groß, aber es reicht für zwei Dosen mit Spaghetti. Die 70 km bis Murray Lagoon radeln sich ohne Wind ganz angenehm, nur mein Hinterteil will sich nicht mit dem Sattel anfreunden.
Murray Lagoon ist wieder ein ganz kleines Camp mit Toilette, Wassertank und mir als einzigem Gast. Die Lagune, zu Regenzeiten ein riesiges Wasserbecken und Vogelbrutgebiet ist jetzt eine ausgedörrte Ebene. Am Abend kommt ein Ranger vorbei und macht mich darauf aufmerksam, dass ab Mitternacht für 24 Stunden jegliches Feuer im Freien verboten sei. Der Wetterbericht hat extreme Wärme vorhergesagt und darum wird diese Maßnahme zur Verhinderung von Buschfeuern ergriffen.
Wegen der zu erwartenden Hitze starte ich am nächsten Tag um halb sechs, ohne Kaffee! Hier in der Senke ist es so kühl, dass ich eher an Handschuhe und Mütze denke. Noch vor Sonnenaufgang macht sich aber ein warmer Wind bemerkbar und als dann die Sonne erscheint wird es wirklich ordentlich warm. Um halb neun habe ich 30 km waschbrettartiger Schotterstraße hinter mir und freue mich auf Teerstraße und flottes Vorwärtskommen. Doch was erwartet mich? Verwesungsgeruch und mein alter Freund, der Gegenwind, der nach dem Richtungswechsel sogar noch zugenommen hat. Es macht wirklich keinen Spass, wenn man strampeln muss um einen Berg hinunterzukommen. Auch mein Mittagessen, kalte Spaghetti aus der Dose, baut mich nicht so richtig auf. Da hilft nur der Gedanke an eine Portion Fish'n Chips und ein schönes kühles Bier in Penneshaw.
Mittwochmorgen ist der Himmel wolkenverhangen und als ich mich an der Fähre anstelle, öffnet der Himmel alle Schleusen und es regnet heftig. Aber das stört mich jetzt nicht mehr.
Die letzten zwei Tage in Adelaide sind mit Reisevorbereitungen ausgefüllt, denn für den 27. (Karfreitag) ist mein Weiterflug nach Christchurch / Neuseeland gebucht.
Hi Sophia and Sam, thanks again for the great time I had in Adelaide staying with you, Phil and Whitney. Hope to see you again!