Reisevorbereitung

LADAKH

16. August: Ankunft in Ladakh 

 

Alles in allem verlaufen die Flüge von München nach Delhi und von Delhi nach Leh reibungslos, abgesehen davon dass ich 24 Stunden lang kein Auge zumache und dass die praktische Abwicklung mit dem neuen elektronischen Visum doch noch nicht so ganz ausgegoren scheint. Schon der Lufthansa Angestellte in München am Check-in Schalter weiß nicht so genau was er nun in seinen Computer eingeben soll, bis er entnervt meint: "Na, dann schreiben wir halt das rein. Wird schon klappen." Richtig Mut macht hat mir die Ansage ja nicht, aber bis Delhi geht's gut. Dort bringt mich aber dann der Beamte bei der Boarding - Kontrolle ins Schwitzen, als er nach der Bestätigungs-Mail zu meinem Visum fragt. Nach bangen Minuten und nervösem Suchen finde ich sie aber dann doch noch auf meinem Handy. 

Der Flieger von Delhi landet morgens um 7 in Leh und der Abholdienst vom " Dorje Guesthouse" bringt mich zur Unterkunft. Da mein Zimmer noch nicht bezugsfertig ist machte ich mich auf den Weg zum "Kunsang Guesthouse" wo ich eine Reihe von Freunden anzutreffen hoffe. Und tatsächlich komme ich gerade rechtzeitig um mich ihnen zum Frühstück anzuschließen. Egbert, ein ehemaliger Kollege von der Schule Altusried steht schon wartend an der Tür und nach und nach kommen aus ihren Zimmern : Isolde und Erhard von der Tibet-Initiative-Kempten und Gisa und Jochen von der Bettine-von-Arnim Schule in Hilden. 

Nach dem gemeinsamen Frühstück nehme ich mir die Zeit für einen kurzen Bummel durch die Stadt, bei dem ich viele, nicht nur positive Veränderungen feststellen kann. Die Fußgängerzone, der Main Bazar, ist nahezu fertiggestellt und macht einen gefälligen Eindruck, während manche Neubauten einfach wie Fremdkörper dastehen und auch die Straßenverhältnisse haben sich teilweise auf Grund von Bauarbeiten katastrophal verschlechtert. Um wenigstens die übelsten Löcher zu stopfen werden gerade Wagenladungen von Sand auf die Straße gekippt. Später soll dann wohl noch eine Planierraupe kommen um die Haufen zu verteilen, aber bis dahin müssen die Autos entweder um die Sandhaufen herum fahren oder, sofern sie es schaffen auch darüber hinweg.

Am zweiten Tag steht ein kurzer Termin beim "Chief-Representative-of-Choglamsar" an. Die Winterbeschulung in Choglamsar wird von der "Bettine-von-Arnim-Schule" gesponsert und daher berichtet Gisa von den verschiedenen Aktionen der Schule zur Aufbringung der Sponsorengelder. Der "Chief-Representative" wiederum versichert uns die Dankbarkeit der Tibetergemeinde über die großzügige und wertvolle Unterstützung. Auch das Engagement der Tibet-Initiative-Kempten beim Ausbau der Wasserversorgung sowie beim Projekt Kindergarten ist für die Gemeinde von großer Bedeutung. 

18 /19. August. Kurzbesuch in Saspochey

Bisher war ich immer der Meinung, die Internet Versorgung in Nepal sei sehr bescheiden, doch hier schießt Ladakh doch den Vogel ab. Zugang gibt es tagsüber meist gar nicht und morgens oder abends nur gelegentlich und hin und wieder auch tagelang überhaupt nicht. So ist es nicht verwunderlich dass ich von meinen Patenkindern Eshey und Tsering schon lange nichts mehr gehört habe, zumal sie gerade ihre Semesterferien in Saspochey , weitab jeglicher Internetverbindung verbringen.
Aber von Isolde, die in der vergangenen Woche der Schule in Saspochey einen Besuch abgestattet hat, weiß ich dass sie dort sind und meinen Besuch erwarten. Bei Punchok, dem Motoradverleiher meines Vertrauens, miete ich für zwei Tage eine Maschine um nach Saspochey zu fahren. Freitag vormittag mache ich mich mit kleinem Gepäck, Rucksack mit Waschbeutel und Gastgeschenken, auf den Weg nach Saspochey. Als ich mittags dort ankomme sehe ich gleich am Vorhängeschloss dass niemand zu Hause ist. Nachdem ich ein paar Minuten etwas ratlos herumstehe, kommt plötzlich Eshey, von weitem schon winkend, auf mich zugeeilt. Sie hat das Motorrad die langen Serpentinen zum Dorf hoch fahren sehen die ist von der Feldarbeit ins Dorf gelaufen. Nach der freudigen Begrüßung macht sie frischen Tee, zeigt mir mein Zimmer und bietet mir an mich auszuruhen während sie wieder aufs Feld geht. Ahnungslos über das was auf   mich zukommt mache ich den Gegenvorschlag dass ich ja mitkommen könnte um ein wenig zu helfen. Als wir dann gemeinsam auf dem Getreidefeld ankommen, werde has von der Großmutter und von Tsering freudig empfangen. Tsering meint mit strahlendem Gesicht : "Du kommst gerade richtig!" und mir wird ganz schnell klar, was das heißt. In die Hocke gehen, die Gerste knapp über dem Boden packen, ausreißen, die Erde von den Wurzeln abschütteln und die Büschel ordentlich hinter mir ablegen. Abends um sieben, als wir die Arbeit beenden, komme ich kaum mehr aus der Hocke hoch, so sehr schmerzen mich Knie und Oberschenkel. Wahrscheinlich hätte ich mich nicht mit jedem Büschel zum Ablegen aufrichten sollen sondern besser alles in der Hocke erledigen. Tja, das nennt man dann wohl Lehrgeld bezahlen. Und vor Oma mit 79 Jahren, die das jetzt schon den zweiten Tag macht, kann ich nur ehrfürchtig den Hut ziehen.
Am nächsten Morgen fühlen sich meine Beine wieder halbwegs gut an und ich lasse mich nicht lumpen und gehe wieder mit hinaus aufs Feld. Allerdings bin ich dann heilfroh, dass ich mittags das Handtuch werfen kann / muss, denn ich habe für die Tibet-Initiative noch etwas in der Schule zu erledigen. Die VS Kimratshofen finanziert über die Tibet-Initiative die Winterschulein in Saspochey und in diesem Zusammenhang gibt es noch Formalitäten zu erledigen. Ich verabschiede mich von meiner kleinen Gastfamilie mit dem Versprechen, spätestens in zwei Wochen wieder zu kommen - vielleicht gerade rechtzeitig zur Kartoffelernte!!??


24.-26. August . Pangong See


Die Allgäuer Gruppe mit Verstärkung aus Hilden ist inzwischen auf 10 Personen angewachsen, denn Luzia, Traudl, Karl und Günther aus Reicholzried sind inzwischen auch eingetroffen. Ein gemeinsamer Wunsch ist eine Fahrt zum Pangong See und daher hat Isolde ihren Freund und Guide Tundup gebeten, drei Tage Aufenthalt dort für uns zu organisieren. Allein die Fahrt dorthin ist schon die Reise wert. Durch die wilde und abwechslungsreiche Gebirgslandschaft auf zumeist unbefestigten Straßen mit unzähligen Baustellen geht es zunächst auf den 5360 m hohen Pass Chang La und von dort genauso abenteuerlich, zum Teil durch kniehohe Flussläufe hinunter zum 4250 mit hoch gelegenen Pangong See. Wir fahren bis zum Ende der Straße noch an dem insgesamt 130 km langen aber schmalen See entlang, dessen hinterer Teil dann in China/Tibet liegt, zu dem kleinen Dorf Merak, in dem vom Tourismus noch wenig zu spüren ist. Seitdem der See durch einen Bollywoodfilm Berühmtheit erlangt hat, ist das am Anfang des Sees gelegene Dorf zu einer hässlichen Zeltstadt angewachsen. Tundup und seine Helfer bauen unser kleines Camp auf und versorgen uns während des Aufenthalts ganz hervorragend während wir die Zeit mit langen Spaziergängen und Erkundungen verbringen. Weiter möchte ich gar nichts mehr sagen sondern die Bilder für sich sprechen lassen


 

27. August. Choglamsar 

 

Choglamsar, die Siedlung der tibetischen Flüchtlinge, liegt am Stadtrand im Süden von Leh. Hierher fließt der größte Teil der Spendengelder der Tibet-Initiative-Kempten. Um den Geldfluß sowohl auf deutscher als auch indischer Seite für die Finanzbehörden transparent zu gestalten, hat Topgyal, unser langjähriger Verbindungsmann in Choglamsar, die Tibetan-Phensem-Society gegründet. Über diesen Verein werden nun im Flüchtlingscamp verschiedene Projekte finanziert, vor allem die Winterschule sowie Bau und Unterhalt eines neuen Kindergartens. 

Das Camp ist in 12 Gruppen gegliedert und jede Gruppe wählt jährlich einen Groupleader der sich um die Belange in seinem Bereich kümmert. Diese Groupleader haben uns alle zu einem Treffen mit gemeinsamem Abendessen eingeladen. 

Nach der herzlichen Begrüßung besichtigen wir zunächst den Kindergarten. Dort wo im vergangenen Jahr nur Steine und eine angedeutete Grundmauer zu besichtigen war erhebt sich jetzt ein liebevoll gestaltetes, schönes Gebäude. Der Außenbereich des ist allerdings noch nicht fertiggestellt. Im Vergleich zu dem 9 qm großen früheren Raum bietet das neue Gebäude viel Platz für die rund 20 Kindergartenkinder. Spät nachmittags kommen dann auch Schulkinder hierher, deren Eltern noch bei der Arbeit sind. 

Nach der Besichtigung schreiten wir zum offiziellen Teil :Vorstellung aller Groupleader, Rede von Topgyal, Liedvorträge sowohl von tibetischer als auch deutscher Seite, Foto-Präsentation und Bericht von Gisa über eine Reise nach Tibet und dann natürlich ein reichhaltiges und leckeres gemeinsames Abendessen. Zur Vervollständigung unserer ohnehin schon umfangreichen Sammlung von Kattas (weiße Schals) erhält noch jeder Gast von jedem Groupleader einen weiteren zum Abschied umgehängt. Mit so vielen Segenswünschen sollte unser weiterer Aufenthalt sehr glücklich verlaufen. 

 

 

28./29. August : Saspochey 2

 

In den Wintermonaten Dezember bis Februar findet wegen der strengen Kälte in ganz Ladakh kein Unterricht statt. Um diesen Ausfall zu kompensieren und um den Eltern die Möglichkeit zu geben ihrer täglichen Arbeit nachzugehen, ist in Saspochey genauso wie in Choglamsar das Projekt "Winterschule" ins Leben gerufen worden. Da die staatlichen Lehrer in dieser Zeit oft Fortbildungen absolvieren, übernehmen zumeist "Laien" den Unterricht. Im vergangenen Winter konnte jedoch Nurbu, der neue Schulleiter auch unterrichten da er frei hatte. Von ihm möchte ich bei diesem Besuch die Abrechnung abholen, außerdem hatten wir, Luzia, Traudl, Karl, Günther und ich sowieso geplant eine kleine Motorradtour zu unternehmen. 

Die Fahrt nach Saspochey dauert etwas länger, da wir einen Umweg über Saspol, einen Nachbarort machen und uns auf den menschenleeren Gebirgssträßchen prompt verfahren. Der Fahrer des einzigen Autos das uns begegnet weist uns den richtigen Weg. 

Als wir dann endlich in Saspochey ankommen, sind Tsering und Punchok, die dritte der Schwestern, gerade dabei die gedroschene Gerste zu reinigen, quasi die Spreu von der Gerste zu trennen. Während zum Dreschen eine Maschine aus Saspol geholt wurde ist nun wieder Handarbeit angesagt. Wir dagegen nutzen den schönen Abend noch für einen ausgedehnten Spaziergang bis zum letzten Haus des Dorfes. 

Am nächsten Tag sind wir ab 10 Uhr Besucher und für die Kinder willkommene Abwechslung in der kleinen Schule von Saspochey. Luzia, gelernte Kindergärtnerin, hat gleich ein paar Spiele auf Lager bei denen alle Kinder freudig mitmachen. 

Die Lehrer nehmen täglich ihr Mittagessen, zubereitet von einer Frau in einer kleinen Küche, gemeinsam in der Schule ein und heute sind wir alle zu Reis mit verschiedenem Gemüse eingeladen. Auch die Kostenrechnung für die Winterschule über 60 000 Rupien, ca 780 €, kann ich heute mitnehmen.

 


4./5. September. Nubra Tal 


Günther und Karl, beide begeisterte Motorradfahrer, planen zusammen mit ihren Frauen noch eine Motorradtour ins Nubra Tal. Beim gemeinsamen Frühstück entschließe ich mich kurzfristig noch mitzufahren, aber ich brauche ein Permit (Genehmigung um bestimmte militärische Gebiete zu passieren). Punchok, dem Motorradverleiher ( http://www.greaterladakh-tours.com) gelingt es tatsächlich innerhalb von einenhalb Stunden das Papier zu besorgen. Am späten Nachmittag brechen wir auf. 

Nubra Tal, der Name bedeutete ursprünglich angeblich "Blumengarten", und daraus ist zu ersehen, dass die Vegetation hier wohl üppiger ist als in Leh und Umgebung. Das Tal liegt auf rund 3500 m Höhe hinter dem Khardung La Pass und wird geprägt vom Fluss Shyok und seinen Nebenflüssen, die reichlich Schmelzwasser von den Himalaya Gletschern führen. In vergangenen Tagen verlief eine Handelsroute entlang des Shyok, der in Pakistan in den Indus mündet. Gelegentlich sieht man hier noch Kamele, die wohl Überbleibsel dieser vergangenen Zeit sind. Wegen der Grenzstreitigkeiten mit Pakistan ist dieser Weg heute gesperrt und so ist die Straße über den Khardung La der einzige Zugang.  

Am späten Nachmittag machen wir uns auf den Weg und erreichen einschließlich Pause nach gut 6 Stunden den Verwaltungsort Disket im Nubra Tal. Wenn man jetzt die Durchschnittsgeschwindigkeit ansieht wird deutlich, dass es die Strecke in sich hat. Die letzten 15 Kilometer zum Pass hinauf und die ersten 10 Richtung Nubra Tal hinunter sind Baustelle, in der sich Schlagloch an Schlagloch reiht, oft von Schmelzwasser überschwemmt und Baustellenfahrzeugen versperrt. Erschwerend kommt hinzu, dass hier oft wie überall im Land endlos lange Militärkolonnen den normalen Verkehr behindern. Die Passhöhe auf rund 5360 m weist nach den kühlen letzten Tagen eine geschlossene Schneddecke auf und es ist entsprechend frisch. Brrrrrrrrrrr, Schnee wollte ich hier eigentlich nicht sehen. Umso schöner ist es dann, im Tal von Sonnenschein und viel Grün empfangen zu werden. 

Um das Nubra Tal halbwegs genießen zu können, sind aber sicherlich mindestens 4 Tage Aufenthalt nötig, aber zu einem kleinen Eindruck hat uns der Kurztrip doch verholfen. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja die Gelegenheit einmal länger zu verweilen.