Über Busfahrten habe ich ja schon des öfteren berichtet und die heutige unterscheidet sich nicht von den früheren. Kurz nach sieben Uhr verlassen wir den Busbahnhof, um vier Uhr nachmittags sind
wir dann endlich im 180 km entfernten Lamagoan. Unterwegs gibt es die zwei üblichen zwanzigminütigen Stopps an Imbissständen. Sehr viel Zeit geht aber verloren durch die vielen Unterbrechungen
wenn Passagiere aus - oder zusteigen und womöglich noch viel Gepäck aufgeladen werden muss.
Eine Besonderheit gibt es aber doch zu erwähnen. Bei einem Halt steigen zwei Buben mit Sarangis (nep Streichinstrument) ein, drängen sich zwischen die stehenden Fahrgäste und legen mit ihrem
Spiel los. Unbeeindruckt von der teilweise heftigen Schaukelei ziehen sie ihr Programm bis zum nächsten Halt durch. Dort steigen sie mit ein paar verdienten Geldscheinen aus um von dort mit dem
nächstmöglichen Bus wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurück zu fahren.
Krishnas kleiner Hof hat sich seit meinem letzten Besuch verändert. Der vordere Teil des Hauses, vom Erdbeben im Jahr 2015 arg mitgenommen, ist einem Neubau gewichen. Der hintere alte Teil ist im unteren Bereich renoviert worden und das erste Stockwerk soll später noch ersetzt werden. Auch das baufällige Nebengebäude hat er neu errichtet. So gesehen hat er die Coronazeit gut genutzt.
Ziegen und Büffel hatte er schon immer auf dem Hof, neu dazugekommen sind eine kleine Schar Hühner sowie Hund und Katze. Direkt neben dem Haus gibt es einen großen Gemüsegarten und er ist stolz darauf alles biologisch zu erzeugen.
Auch in Lamagoan sind die Wahlen das bestimmende Thema. Krishna möchte nachmittags um zwei eine Veranstaltung besuchen und so begleite ich ihn nach dem Mittagessen - Dhal Bhat natürlich - hinunter ins Dorf. Am Versammlungsplatz ist noch keine Menschenseele zu sehen, also gehen wir weiter zu einem der örtlichen Läden. Dort unterhalten sich ein paar Männer bei "Mensch - ärgere - dich - nicht" und Krishna spielt eine Runde mit.
Als dann die ersten Versammlungsteilnehner eintreffen mache ich mich auf den Heimweg. Wäschewaschen und Duschen ist angesagt. Die Wäsche wird am Allzweckbrunnen vor dem Haus gewaschen, dessen Hahn allerdings nur manchmal Wasser liefert. Dafür gibt es aber gefüllte Wassereimer, die auch zum Duschen hinterm Haus verwendet werden. Das Wasser, das derzeit vom Fluss im Tal hochgepumpt wird, ist durch die vielen Niederschläge sehr trüb. Trinkwasser muss extra von einer Quelle hergetragen werden.
Am Freitag sind wir zu einer "Bhat Khulai - Feier" eingeladen. Für Mädchen findet die Zeremonie im Alter von fünf Monaten, für Buben mit sechs Monaten statt und stellt den Beginn der Ernährung mit Reis (Bhat) dar. Morgens um acht treffen wir bei der Familie ein und es herrscht schon geschäftiges Treiben. Die Männer rühren fleißig in großen Kochtöpfen in denen Linsen, Gemüse, Ziege und Hühnchen zubereitet werden. Vor dem Wohngebäude sitzen Frauen und schneiden Gemüse klein das als Rohkost dazu gereicht wird. Es gibt Gurke, Karotte und Rettich.
Gleich daneben beginnt schon die Zeremonie des "Bhat Khulai" die bis in den Nachmittag dauern wird, denn die Gäste treffen so nach und nach ein. Die Mutter sitzt mit ihrem Bübchen - das übrigens den ganzen Tag nicht einmal weint oder meckert - hinter einem geschmückten Tisch. Die Besucher treten der Reihe nach heran um mit ihren Glückwünschen beiden ein Tika (Reiskörner auf die Stirn) und ein Geschenk in Form von Geld zu übergeben.
Alle Gäste sind Angehörige eines Gurung - Clans und kommen teilweise von weit her angereist. Als einziger Europäer bin ich natürlich ein Exot und habe viele Fragen zu beantworten. Das geht einfach bei den Jüngeren die alle englisch sprechen. Aber bei den älteren Herrschaften wird es bei meinem dürftigen nepalesischen Wortschatz zäh oder auch recht lustig, denn wir reden oft aneinander vorbei. Dass dazwischen durchgehend kräftig gespeist und auch mancher Rakshi getrunken wird brauche ich eigentlich nicht zu erwähnen.
Da Krishna die Feier schon frühzeitig verlassen hat um mit Freunden über die anstehenden Wahlen zu diskutieren mache ich mich am späten Nachmittag auf den Heimweg, denn das Fest wird sicher sehr lange dauern.